Wiederverwendung historischer Originalverglasung

Die Wiederverwendung historischer Originalverglasungen in der Restaurierung historischer Gebäude, ist eine Entscheidung für den Erhalt kultureller und historischer Werte für zukünftige Generationen.

In der heutigen Restaurierungspraxis wird historisches Glas fast immer durch modernes Floatglas ersetzt, was den ursprünglichen Charakter der Fassaden unwiederbringlich verändert. Lediglich ein Teil der historischen Verglasungen wird durch neu hergestelltes historisch anmutendes Glas ersetzt, während das Originalglas auf der Deponie landet.

Eine systematische Aufarbeitung und Wiederverwendung der historischen Verglasungen im ursprünglichen Fenster findet derzeit leider nicht statt. Die Fenster werden aufgearbeitet, aber das Glas vernichtet. Hier wird aufgrund der Kosten – die auf dem Niveau von neu herzustellendem mundgeblasenem Glases liegen – auf eine Aufarbeitung verzichtet. Diese Praxis zerstört erhaltenswerte historische Materialien.

Dabei kann das historische Originalglas bereits jetzt mit allen Eigenschaften versehen werden, die heutige Denkmalschutz-Verordnungen fordern.

Umweltschutz und Nachhaltigkeit

Was viele Menschen nicht wissen: Scherben von historischem Glas sind nicht recyclingfähig. Aufgrund der einzigartigen Zusammensetzung aus kritischen Bestandteilen, können diese Scherben nicht in den modernen Recyclingprozess für Flachglas eingebunden werden.

Studien haben gezeigt, dass es aus ökologischer Sicht besser ist, alte Fenster zu erhalten und zu überarbeiten, als sie zu ersetzen.

Dazu kommt: 11% der globalen CO2-Emissionen entstehen bei der Baustoff-Herstellung (BAUWENDE_eV, 2021), was die Notwendigkeit eines Umdenkens noch einmal mehr verdeutlicht.

Lösungsansätze

Es gibt bereits innovative Ansätze für die Wiederverwendung historischer Originalverglasungen. Sollingglas steht als Partner bereit, um diese weiterzuentwickeln und die Wiederverwendung historischer Originalverglasungen voranzutreiben.

Die Umsetzung erfordert neue Wege in der Forschung und Entwicklung und die Notwendigkeit…

  1. den Stellenwert historischer Verglasungen zu erhöhen
  2. die Vergabepraxis für historische Verglasungen im Denkmalschutz zu ändern
  3. Gebäude ganzheitlich zu betrachten und die Wiederverwendung zu fördern

Dazu gehört auch die Entwicklung neuer Technologien, die eine wirtschaftliche sowie funktionale Wiederverwendung ermöglichen.

Methoden wie die sorgfältige Digitalisierung und Vermessung des Glases ermöglichen eine exakte Dokumentation und Wiederverwendung. Spannungsuntersuchungen und charakterisierende Analysen helfen, die Struktur und Zusammensetzung des Glases zu verstehen und optimale Restaurierungsstrategien zu entwickeln.

Die folgende Abbildung visualisiert wie mittels einer Schattenbildprojektion, Glasart und Herstellungsverfahren identifiziert werden können. Auf den Schattenbildern A (historisches mundgeblasenes Glas) und B (Verbundglas aus Restauro-Glas) sind lebendige Glasoberflächen erkennbar. Auf Schattenbild C (Floatglas) ist eine glatte Glasoberfläche zu erkennen.

Wiederverwendung historischer Originalverglasungen: Analyse von Glasart und Herstellungsverfahren mittels Schattenbildprojektion

Möglichkeiten sowie notwendige Prozesse und Abläufe, um historisches Glas überhaupt sinnvoll einer Wiederverwendung (Reuse) zuführen zu können, hat Dr. Lothar Herlitze, Leiter Forschung und Entwicklung bei Sollingglas, in einem Whitepaper zusammengefasst.

Das Whitepaper steht Ihnen unter folgendem Link zum Download zur Verfügung: Wiederverwendung von historischem Glas (sollingglas.de)